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Brief an die Eltern der Astrid-Lindgren-Schule und der Kita Spessartstraße

Foto: Kreisstadt Mettmann
Foto: Kreisstadt Mettmann

Die Vorbereitung einer von zwei Schulsporthallen an der Astrid-Lindgren Schule für eine vorübergehende Nutzung als Unterkunft für Geflüchtete wird aktuell heftig diskutiert. Eltern tragen in emails ihre Sorgen und Ängste an die Verwaltung heran.

 

Ist die Sicherheit der Kinder gefährdet? Wie wird die Unterkunft zum Schulhof abgegrenzt? Wer wird dort untergebracht? Wieviele Menschen kommen? Kann die Unterkunft nicht an anderer Stelle in ME sein? Was ist mit den anderen städtischen Unterkünften? Können die Flüchtlinge nicht einfach in eine andere Stadt? Kann Me die Aufnahme von Geflüchteten nicht einfach ablehnen? Warum muss mein Kind nach Corona jetzt erneut zurückstecken?

 

Dies alles sind Fragen, die aus Verunsicherung und Sorge um die Kinder entstehen und sind damit absolut berechtigt. Der Elternbrief (siehe unten) greift viele Fragen auf und bietet sachliche Information zum Thema.

 

Pauschale Urteile oder gar Verurteilungen halte ich hingegen für absolut indiskutabel. Hiervon möchte ich mich klar abgrenzen. Unser „Mettmann ist bunt und weltoffen“. Diese Haltung und Kultur ist unsere Stärke, auch wenn wir etwas enger zusammenrücken müssen.

 

Dies geschieht auch am KHG. Dort werden in der Gymnastikhalle erneut Flüchtlinge einziehen. Die Schulleitung berichtet von positiven Erfahrungen für die Schulgemeinschaft in den vergangenen Jahren. Einige Veränderungen rund um die Umnutzung der Sporthalle an der ALS treten nicht in dem, in vielen Medien geschilderten, Maße ein. An diesen Stellen bitten wir um Beruhigung der Diskussion. Fällt umfangreich Sportunterricht aus? Nein.

 

Fallen umfangreich Koop-Angebote und AGs aus? Nein. Werden die OGS-plätze reduziert? Nein. 

Bitte nehmen Sie sich die Zeit, den umfangreichen Elternbrief zu lesen.

 


Pressemeldung vom 27. September 2023

Brief von Bürgermeisterin Pietschmann an die Eltern der Astrid-Lindgren-Schule und der Kita Spessartstraße

Vorbereitung der Sporthalle an der Astrid-LindgrenSchule für die Nutzung als Gemeinschaftsunterkunft

für geflüchtete Menschen

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Eltern der Astrid-Lindgren-Schule,

liebe Eltern der Kita Spessartstraße,

 

Ihre zahlreichen Briefe haben uns erreicht und wir verstehen Ihre Sorgen und Bedenken sehr gut.

 

Daher das Wichtigste vorab: Parallel zu unserer Entscheidung, die Sporthalle der ALS wie auch erneut die Gymnastikhalle des KHG (aktuell nicht im Schulbetrieb) als vorübergehende Unterkunft vorzubereiten, suchen wir intensiv nach Alternativstandorten und -gebäuden. Unser Ziel ist es, die Nutzung von Sportstätten auf die kleinste mögliche Zeitdauer zu beschränken. Denn niemand zieht die Belegung von Sporthallen bevorzugt in Betracht oder hält es für geeignet oder gar günstig, in der Nähe einer Schule, Menschen auf engem Raum unterzubringen, die nach meist monatelanger Flucht in Mettmann ankommen und ihre ganz eigenen traumatisierenden Geschichten im Gepäck haben. Dies kann immer nur Ultimo Ratio sein.

 

Es ist uns bewusst, dass Kinder an den Grundschulen wie auch Jugendliche an unseren weiterführenden Schulen einen geschützten Raum benötigen. Dazu gehört an erster Stelle die Sicherheit für die persönliche Unversehrtheit genauso wie der Schutz vor der Konfrontation mit Unbekanntem oder schwierigen Lebensgeschichten. Die Kinder haben in den vergangenen Jahren auch schon großen Verzicht geübt, auch darauf weisen Sie zu Recht hin und wollen Schaden von Ihren Kindern abwenden.

 

All das wissen wir und dennoch müssen uns als Stadt auch der Aufgabe der Unterbringung von Geflüchteten stellen, die verpflichtend an uns herangetragen wird. Das Land aufzufordern, die Zuweisungen zu stoppen, ist nicht möglich. Möglich ist, um Zuweisung von Familien zu bitten. Das haben wir getan. In der Sporthalle werden maximal 50 Menschen unterkommen, die ab November in der Stadt ankommen.

 

Die Bezirksregierung Düsseldorf hat uns Anfang dieser Woche erneut bestätigt, dass die Städte und Gemeinden in den kommenden Wochen weiterhin mit erhöhten Zuweisungen von Flüchtlingen rechnen müssen. Die Zahl an geflüchteten Menschen, die in NRW tagtäglich eintreffen, steigt dramatisch an und gleicht den Zahlen aus der Flüchtlingswelle in 2015/2016. Ein Ende dieser Entwicklung ist, auch mit Blick auf die kalte Jahreszeit, nicht absehbar. Dies bedeutet für die Kommunen, dass wir den ankommenden Menschen Obdach gewähren müssen.

 

Die Kapazität der bestehenden Unterkünfte ist durch die Aufnahmen in den vergangenen Wochen fast erschöpft. Wir haben daher die Standorte, die uns kurzfristig bzw. auch mittelfristig zur Verfügung stehen könnten, wie oben schon beschrieben, auf Eignung (Brandschutz, Hygiene, Licht, Lüftung, Heizung, usw.) geprüft und werden dies auch weiterhin tun. Für die Anschaffung von Containern müssen wir Vergabekriterien einhalten, an die wir als öffentliche Institution gebunden sind. Leider eine weitere Hürde.

 

Die aktuelle Flüchtlingswelle bringt unsere Stadt an eine Belastungsgrenze. Ähnlich wie in den Jahren 2015/2016 oder mit Beginn des Ukrainekrieges.

 

Seitens der Stadtverwaltung werden wir alles Mögliche unternehmen, um eine dauerhafte Unterbringung für geflüchtete Menschen zu realisieren und damit künftig Schließungen von Sporthallen zu vermeiden. Wir werden auch an den Schulen alles Notwendige dafür tun, den Kindern möglichst wenig Einschränkungen zuzumuten bzw. nur für eine möglichst kurze Zeit.

 

In Bezug auf den Sportunterricht möchten wir Ihnen mitteilen, dass eine Rücksprache mit der Schulleitung ergab, dass eventuell einzelne Sportstunden ausfallen werden. Ein umfangreicher Stundenausfall ist nicht zu befürchten. An anderen Mettmanner Grundschulen steht grundsätzlich nur eine Sporthalle zur Verfügung und reicht zur Abdeckung des Unterrichtes aus. Einige Eltern äußern auch die Sorge, dass die Anzahl der zur Verfügung stehenden Sporteinheiten im Zusammenhang steht mit der Anzahl der OGS-Plätze im Schuljahr 2024/25. Diese Aussage wird von der Diakonie als Träger der OGS nicht bestätigt. Eine Reduzierung der Plätze, wie in den Briefen geäußert, steht damit nicht zu befürchten. Für das Schuljahr 24/25 stehen für Schulneulinge sogar 85 Plätze zur

Verfügung.

 

Sportkooperationen werden im größtmöglichen Umfang weiterlaufen. Neben Freiflächen werden dafür auch weitere Räume innerhalb der Schule genutzt. Die Absprachen hierfür laufen bereits. me-sport hat sich in der Presse bereits mit der Aussage „wir kriegen das hin“ zu Wort gemeldet. Auch auf die Belange des Sportvereins hatten Sie in Ihren Briefen Bezug genommen.

 

Lassen Sie uns noch einmal kurz auf die Standortfrage zurückkommen. In der gestrigen Ratssitzung hatten einige Bürger ihre Unterstützung diesbezüglich angeboten, auch wurden in den Briefen bereits Vorschläge genannt. Der Lindenpark ist entkernt und steht nach Rücksprache mit dem Mettmanner Bauverein  (mbv) definitiv nicht zur Verfügung. Die Kasernen auf Düsseldorfer Stadtgebiet sind für uns nicht nutzbar und könnten nicht mit Geflüchteten, die der Stadt Mettmann zugewiesen werden, belegt werden, da für sie eine Residenzpflicht besteht. Das Mercedesgebäude wird für den Rettungsdienst, ausgelöst durch den Rettungsdienstbedarfsplan des Kreises Mettmann, benötigt und dafür aktuell umgebaut.

 

Sollten Sie Wohnraum zur Verfügung stellen können, wäre dies eine echte Hilfe. Dann könnten Geflüchtete, die schon eine Arbeit gefunden haben, die städtischen Unterkünfte verlassen und wir hätten Platz für Menschen, die neu bei uns ankommen. Die Caritas steht für Rückfragen zur Wohnraumvermittlung zur Verfügung.

 

An zahlreichen Standorten innerhalb des Stadtgebietes leben seit vielen Jahren Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammen und begegnen sich im öffentlichen Raum unter dem Motto „Mettmann ist bunt und weltoffen“. Diese Kultur ist eine Stärke unserer Stadt. Das KHG hat über viele Jahre Geflüchtete in direkter Nachbarschaft der Schule begleitet und positive Erfahrungen für die Schulgemeinschaft gesammelt. Die KHG Schulleitung steht für einen Austausch mit der ALS Schulpflegschaft und Schulleitung zur Verfügung, um zu berichten und dadurch eventuell auch vorhandenen Ängsten entgegenzuwirken.

 

Unser aller gemeinsames Anliegen ist es, und auch dies entnehmen wir Ihren Briefen, dass unsere weltoffene Haltung erhalten bleibt. Daher nehmen wir alle Ihre Sorgen aufmerksam auf, erklären vielleicht noch unbekannte Zusammenhänge oder weitere Schritte und suchen nach alternativen Möglichkeiten mit dem Ziel – ähnlich den Herausforderungen in der Vergangenheit – auch diese gemeinsam zu bewältigen.

 

Schon heute laden wir Sie in Abstimmung mit der Schulleitung am 18.10.2023 um 18.00 Uhr zu einer Informationsveranstaltung für die Eltern der Schule und der benachbarten Kita in der Mensa der Astrid-Lindgren-Schule ein.

 

Sandra Pietschmann

Bürgermeisterin