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Längere Außengastronomie: Die Oberstädter sind dagegen

Die Anwohner von Markt und Co befürchten noch mehr Lärm und Dreck, sollte die Sperrzeit verkürzt werden. Das schilderten sie eindringlich in einem Gespräch auf Einladung von CDU, SPD und Bürgermeister-Kandidatin Sandra Pietschmann.

 

Von Thomas Reuter für taeglich.me

 

Sehr gut besucht war der Gesprächsabend in der CDU-Geschäftsstelle. Foto: TME

 

Die Gastronomie solle erst einmal abliefern – dann könne man auch über eine Verlängerung der Außengastronomie nachdenken. „Die Wirte halten heute schon die Zeiten nicht ein. Wird die Sperrzeit nun noch mal verkürzt, haben wir nachts noch weniger Ruhe“, sagte ein Anwohner – und traf damit den Nerv vieler Bewohner der Oberstadt. CDU, SPD und deren gemeinsame Bürgermeister-Kandidatin Sandra Pietschmann hatten Anwohner der Oberstadt zum Gespräch eingeladen. Das Thema: eine mögliche Verlängerung der Außengastronomie von heute 23 Uhr auf 24 Uhr an den Wochenenden. Nach der Runde in der CDU-Geschäftsstelle war klar: Die Oberstädter wollen das nicht. „Das wäre inakzeptabel“, wie ein Marktbewohner sagte.

 

Nils Lessing, Bürgermeister-Kandidat der Grünen, hatte sich vergangene Woche bereits für kürzere Sperrstunden ausgesprochen. Dem Vernehmen nach, sind zwei Gastronomen auf die Politik mit diesem Wunsch zugekommen. CDU-Fraktionschef Richard Bley: „Das könnte in diesen Corona-Zeiten, in den die Gastronomen arg gebeutelt sind, eine Möglichkeit sein, ihnen zu helfen.“ Aber bevor man eine Entscheidung treffe, wolle man auch das Stimmungsbild unter den Anwohnern von Markt, Oberstraße, Düsseldorfer Straße und Co abfragen. Und das Stimmungsbild war unmissverständlich.

 

Schon CDU-Ratskandidat Fabian Kippenberg – selbst Markt-Bewohner – machte direkt zu Anfang klar, dass unter den Oberstädtern eine große Betroffenheit vorherrsche. „Wenn man das als Anwohner aushält, muss etwas zurückkommen. Das ist ein Geben und Nehmen.“ Die Anwohner fühlen sich als Gebende, die von Wirten und Gaststättenbesuchern nicht allzu viel zurückkommen. Da spreche man nicht nur über den Lärm bis in die Morgenstunden hinein, sondern auch von Müll und Dreck. Nebenwege und Fassaden würden als Urinal missbraucht – schilderte ein Bewohner.

 

Die Geschichten, von denen berichtet wurde, ähneln sich. Man wolle nicht alle über einen Kamm scheren, aber mindestens drei, vielleicht vier Wirte würden sich eigentlich nie an Sperrzeiten halten. „Und in den Kneipen geht es fröhlich bis drei, vier Uhr weiter.“ Als Nachbarn, sagte eine Frau, könne man Kneipengespräche ohne Mühe laut verständlich mithören.

 

Und auch das berichten viele: Anrufe bei Ordnungsamt und Polizei würden nicht wirklich etwas bringen. Die Erkenntnis an diesem Abend: Es fehlt an wirkungsvoller Kontrolle. Und: Die Anwohner vertrauen den Wirten nicht. Daher der Vorschlag eines Bürgers. „Die Worte sollen erst einmal ein Jahr lang beweisen, dass sie die Regeln einhalten wollen und auch tun. Dann kann man über eine Verlängerung der Außengastronomie nachdenken.“

 

Für Ratsfrau Ute Stöcker wäre eine Ordnungspartnerschaft von Polizei und Ordnungsamt eine Lösung – eine gemeinsame Streife. Fabian Kippenberg kann sich als sanften Einstieg auch einen „Kümmerer“ vorstellen – eine Person, die eher niederschwellig die Situation im Blick halte und die Wirte und deren Gäste beizeiten auf die Sperrstunde hinweist. Heribert Klein (SPD) wies auf die „Symbiose von Anwohnern und Gastronomen“ hin. Würde diese einseitig belastet, müsse auch durchgegriffen werden. „Mit Platzverweisen kann eine Verbindlichkeit geschaffen werden.“

 

Sandra Pietschmann zog ein positives Fazit des Gesprächs. „Ich bin froh, dass wir in einem Austausch sind.“ Vieles sei klarer geworden. Für sie stehe aber auch fest: „Es muss auch zu einem Gespräch mit den Wirten kommen.“